Religion

Hintergründe und Bedeutung des Esausegens

Hintergründe und Bedeutung des Esausegens

Beim Esausegen handelt es sich um eine Erzählung aus der Bibel. Jakob, der nach jüdischer Auffassung für die Juden steht, hat sich durch eine List den Erstgeborenensegen von seinem Vater Isaak erschlichen. Sein älterer Bruder Esau, der die Nichtjuden symbolisiert, erhielt anschließend jedoch ebenfalls einen Segen von seinem Vater, den Esausegen. Er kann die Grundlage für ein friedliches Miteinander von Juden und Nichtjuden sein.

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Esau und Isaak
Esau und Isaak

Erich Ludendorff nannte den Esausegen „das offene Tor“, um ohne jede Gewaltanwendung die Freiheit des eigenen Volkes und die Abwehr seiner Enteignung zu sichern.[1] Er hat sich oft beklagt, „daß die Mitkämpfer entweder gar nicht oder doch nur sehr schwer von der hohen Bedeutung dieses ‚offenen Tores‘ zu überzeugen waren!“[2] Mathilde Ludendorff sagt zum Esausegen: „Noch nie wurde allen Wissenden eine so hohe Möglichkeit Unheil zu verhüten gegeben. Noch nie lag auf allen so hohe Verantwortung.“[3] Diese eindringlichen Worte beider Ludendorffs sollte Anlaß genug sein, sich mit dem Thema zu befassen. Wir wollen daher an dieser Stelle das Wichtigste zum Esausegen zusammenstellen.

Worum geht es?

Beim Esausegen handelt sich um eine Erzählung aus der jüdischen Glaubenswelt, wie sie der Thora[4] zu entnehmen ist. Im 1. Mose, 27[5] wird unter der Überschrift „Jakob gewinnt mit List den Erstgeburtssegen“ beschrieben, wie Jakob auf Anregung seiner Mutter Rebekka durch Betrug den Erstgeborenensegen, der eigentlich seinem älteren Bruder Esau zusteht, von seinem erblindeten Vater Isaak erhält. Dieser Erstgeborenensegen, meist als „Jakobsegen“ bezeichnet, hat folgenden Wortlaut:

1. Mose, 27, 29: „Völker sollen dir dienen, und Stämme sollen dir zu Füßen fallen. Sei ein Herr über deine Brüder, und deiner Mutter Söhne sollen dir zu Füßen fallen. Verflucht sei, wer dir flucht; gesegnet sei, wer dich segnet!

Isaak segnet Jakob
Isaak segnet Jakob

Als Esau den Betrug entdeckt, bittet er seinen Vater ihn auch zu segnen:

1. Mose, 27: „38 Esau sprach zu seinem Vater: Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Segne mich auch, mein Vater! und hob auf seine Stimme und weinte. 39 Da antwortete Isaak, sein Vater, und sprach zu ihm: Siehe da, du wirst eine Wohnung haben ohne Fettigkeit der Erde und ohne Tau des Himmels von obenher.“

Dann folgt die entscheidende Aussage zum Esausegen:

40 Von deinem Schwerte wirst du dich nähren und deinem Bruder dienen. Und es wird geschehen, daß du auch ein Herr sein und sein Joch von deinem Halse reißen wirst.“[6]

Isaak ist nicht irgendein beliebiger Mensch in der Bibel, sondern eine zentrale Figur des jüdischen Glaubens. In der Thora ist er neben seinem Vater Abraham und seinem Sohn Jakob einer der drei Erzväter (Patriarchen) Israels.[7] Im 1. Mose, 22 wird erzählt, wie Gott Abraham, um dessen Treue zu Gott auf die Probe zu stellen, auffordert, seinen Sohn Isaak zu opfern. Im letzten Augenblick verhindert ein Engel Gottes die Tat. Gott rettet also Isaak das Leben.

Gläubige Juden müssen sich an alle Gebote ihres Gottes halten

Der Bibel zufolge werden Juden, die sich an die göttlichen Gebote halten, belohnt. Tun sie das nicht, werden sie verflucht:

Im 5. Mose, 28 („Ankündigung von Segen und Fluch“) wird in den Versen 1 bis 14 geschildert, wie derjenige belohnt wird, der sich an die Vorgaben des jüdischen Gottes hält. Z.B. in den Versen 1 bis 4: „1 Und wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchen wirst, daß du hältst und tust alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete, so wird dich der HERR, dein Gott, zum höchsten machen über alle Völker auf Erden, 2 und werden über dich kommen alle diese Segen und werden dich treffen, darum daß du der Stimme des HERRN, deines Gottes, bist gehorsam gewesen. 3 Gesegnet wirst du sein in der Stadt, gesegnet auf dem Acker. 4 Gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes, die Frucht deines Landes und die Frucht deines Viehs, die Früchte deiner Rinder und die Früchte deiner Schafe.

Dem ungehorsamen Juden drohen dagegen schwere Strafen, z.B.: „15 Wenn du aber nicht gehorchen wirst der Stimme des HERRN, deines Gottes, daß du hältst und tust alle seine Gebote und Rechte, die ich dir heute gebiete, so werden alle Flüche über dich kommen und dich treffen. 16 Verflucht wirst du sein in der Stadt, verflucht auf dem Acker. 17 Verflucht wird sein dein Korb und dein Backtrog. 18 Verflucht wird sein die Frucht deines Leibes, die Frucht deines Landes, die Frucht deiner Rinder und die Frucht deiner Schafe.

Es ist also für gläubige Juden zwingend notwendig, sich an alle Anweisungen ihres Gottes zu halten, um nicht ein solches Schicksal zu erleiden.

Die politische Bedeutung des Esausegens

Der springende Punkt bei der Geschichte ist, daß Jakob für das jüdische Volk und Esau für die Nichtjuden steht. Für diese Deutung sprechen z.B. folgende Quellen:

  1. 1. Mose, 25: Esau und Jakob sind verschiedene Völker: „23 Und der HERR sprach zu ihr[8]: Zwei Völker sind in deinem Leibe, und zweierlei Leute werden sich scheiden aus deinem Leibe; und ein Volk wird dem andern überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen. 24 Da nun die Zeit kam, daß sie gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leibe. 25 Der erste, der herauskam, war rötlich, ganz rauh wie ein Fell; und sie nannten ihn Esau. 26 Darnach kam heraus sein Bruder, der hielt mit seiner Hand die Ferse des Esau; und sie hießen ihn Jakob. Sechzig Jahre alt war Isaak, da sie geboren wurden.
  2. 1. Mose, 32: Jakob wird mit Israel gleichgesetzt: „Jakob empfängt den Namen Israel. 28 Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob. 29 Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist obgelegen.
  3. 1. Buch Mose, 35: Aus Jakobs Söhnen gingen die 12 Stämme Israels hervor. „23 Die Söhne Leas waren diese: Ruben, der erstgeborene Sohn Jakobs, Simeon, Levi, Juda, Isaschar und Sebulon; 24 die Söhne Rahel waren: Joseph und Benjamin; 25 die Söhne Bilhas, Rahels Magd: Dan und Naphthali; 26 die Söhne Silpas, Leas Magd: Gad und Asser. Das sind die Söhne Jakobs, die ihm geboren sind in Mesopotamien.
  4. 1. Mose, 36: Esau wird auch Edom genannt und ist der Stammvater der Edomiten, also eines nichtjüdischen Volkes: „8 Also wohnte Esau auf dem Gebirge Seir. Und Esau ist der Edom. 9 Dies ist das Geschlecht Esaus, von dem die Edomiter herkommen, auf dem Gebirge Seir.
  5. Eine Rabbinerpredigt, die am 23.11.1952 in der New York Times veröffentlicht wurde. Der Artikel lautet: „Parallel applied to divided World. Rabbi Tedesche likens Story of Jacob and Esau to Our conflict with Totalitarians“[9]
    Der Rabbi sagte u.a.: „Wir ziehen es vor, an Jacob und an Esau nicht wie an Individuen, sondern an Nationen oder Völker und ihre Geschichte zu denken, nicht als Bruder gegen Bruder, sondern als Gleichnis, das den Kampf zwischen guten und schlechten Kräften und den schließlichen Triumph des Friedens über Krieg zeigt. […] Zweitens ist es der Kampf, der die Stärke des Charakters entfalten soll, so daß er Enttäuschungen und Mißlingen ins Gesicht sehen kann, aber dennoch keine Kompromisse eingeht. Das ist der Geist, den die Hebräer zeigen, wenn sie ihre Feinde bekämpfen, wobei sie zwar Schlachten verloren haben können, aber ihr Geist blieb unbesiegt.
  6. Der ehemalige evangelische Pastor Rod Reuven Bryant, der „vor einigen Jahren das Christentum zugunsten des Tora-Judentums verlassen“[10] hat, sagt, gestützt auf Rabbi Mendel Kessin und die bedeutenden mittelalterlichen Rabbiner Raschi (~1040-1105) und Maimonides (~ 1135-1204)[11]: „Und ihr werdet Euch fragen, wieso ist Edom, wieso sind die Edomiter der Westen? Wie kann das übertragen werden?[12] Im Westen sind keine buchstäblichen Nachkommen Edoms. Es gibt eine Einordnung in zwei unterschiedliche Nationen. Versteht ihr das? Wenn wir von Nationen reden, dann reden wir von der einen Nation, das ist die jüdische Nation und die andere Nation, das ist die nichtjüdische Welt.“ Auch wenn Edom/Esau zu Zeiten Raschis und Maimonides auf das christliche Rom bezogen gewesen seien, meint Bryant dann weiter: „Der Text hat bis heute nichts von seiner Bedeutung verloren und sogar nach der Gründung des Staates Israel hat sich die Geschichte dieser beiden Nationen nicht verändert. Es hat schon immer diese Kriegereien und Feinseligkeiten zwischen diesen beiden Nationen gegeben. Edom oder Esau und Juda oder Israel und das jüdische Volk. […] Sie drücken es so aus, daß der Westen eine Weiterentwicklung der Nationen ist. Wir reden also über zwei Nationen. Wir reden nicht über Nationen wie England, Frankreich oder Rußland, wir reden von der ganzen nichtjüdischen Welt als einer Nation.

Es besteht also ein sehr spannungsvolles Verhältnis zwischen dem Volk der Edomiter (mit Esau als ihrem Stammvater) einerseits und dem Volk Juda/Israel auf der anderen Seite.[13]

Voraussetzungen für die Wirksamkeit des Esausegens

Aus dem Wortlaut des Esausegens ergeben sich u.a. folgende Voraussetzungen:

  • Die Weltherrschaft der Juden muß erfüllt sein (denn es heißt zunächst: „deinem Bruder dienen“)
  • Esau muß sich aufraffen und das Joch Jakobs sich selbst vom Halse reißen (denn es heißt: “daß du […] sein Joch von deinem Halse reißen wirst.“ Weder Jakob noch sonst jemand anderes wird das für ihn tun!
  • Esau darf, nachdem er das Joch Jakobs von seinem Halse gerissen hat, den Spieß nicht umdrehen und nun selbst über Jakob herrschen (denn es heißt: „Und es wird geschehen, daß du auch ein Herr sein und sein Joch von deinem Halse reißen wirst.“ Die Nichtjuden dürfen beim Kampf um ihre Freiheit also nicht über das Ziel hinausschießen, wie Mathilde Ludendorff nicht müde wurde, zu betonen: „Nur der Kampf hier wird zum Ziele führen, der gerade den orthodoxen Juden als von ihrem Gott Jahweh selbst verheißener Kampf erscheinen muß, ein Ringen um die Freiheit aller nichtjüdischen Völker, der niemals über das Ziel hinausschießt, der niemals etwas anderes ist als das in ernster Moral verwirklichte Abschütteln des Joches Jakobs von dem Halse und der Wunsch aller Völker, selbst auch Herr zu sein.„[14]

Sind diese Voraussetzungen gegeben, dann ist auch nach jüdischem Glauben auf der Grundlage des Esausegens ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander zwischen Juden und Nichtjuden möglich.

Es stellt sich die Frage, ob die Voraussetzung „Weltherrschaft der Juden“ gegeben ist? Mathilde Ludendorff nennt in einem Brief, der im „Quell. Zeitschrift für Geistesfreiheit“ unter der Überschrift „Noch einmal der Esau-Segen“ auszugsweise veröffentlicht wurde [15], mehrere Gründe, die dafür sprechen, daß das verheißene messianische Reich seit dem 14.5.1948, also dem Gründungstag Israels, besteht:

  1. Die Hauptsache ist, daß die „Vereinten Nationen“ die große jüdische Dachorganisation des gesamten Judentums, den 1936 gegründeten ‚jüdischen Weltkongreß“ anerkannt haben.“[16]
  2. Die Fahne der Vereinten Nationen gleicht in starkem Maß der Fahne Israels (gemeint ist nicht die Fahne, sondern das Wappen Israels). Damit seien ganz öffentlich „die ‚Vereinten Nationen‘ als die der jüdischen Weltherrschaft untergebenen Völker des Erdballs kenntlich gemacht“. Beim Bau des UN-Gebäudes in New York wurden 40 Tonnen Steine aus den Castell-Steinbrüchen bei Jerusalem verwendet, also dem Ort, der eine Wende im Kampf der Juden um ihre Unabhängigkeit gegen die Araber brachte.[17]
    Wappen Israels (links) und Flagge der Vereinten Nationen (rechts)
    Wappen Israels (links) und Flagge der Vereinten Nationen (rechts)
  3. Die jüdische Weltleitung sieht „die USA als das Land ihrer eigentlichen Weltherrschaft, das Land Israel aber nur als symbolisches Kennzeichen dieser Herrschaft“.
  4. Der innerjüdische Zwist u.a. über die Frage, ob das messianische Reich bereits besteht, könnte dazu dienen, „diese Goijm im Zweifel zu halten, damit sie nur ja nicht ihr nach jüdischer Orthodoxie bestehendes Recht in Anspruch nehmen, nämlich ‚sich aufzuraffen, das Joch Jacobs von ihrem Halse reißen und auch Herr‘ zu sein […].“

Wer hat die Bedeutung des Esausegen als Mittel zur Befreiung der Völker erkannt?

Im Quell vom 9.5.1959 (S. 393f) erschien ein Aufsatz Mathilde Ludendorffs mit der Überschrift „Unantastbare Abwehr“, demzufolge es General Ludendorff war, der diese Möglichkeit erkannte. In dem Aufsatz „Das offeneTor“ auf S. 1105-1108 in der gleichen Folge des Quells schreibt die Philosophin noch etwas ausführlicher: Als der General die Stelle im 1. Mose, 27, 40 gelesen hatte, habe er freudig auf den Tisch geschlagen und gesagt: „Da haben wir sie ja. Nun ist das Tor offen, dann nach ihrem Glauben ist das ja alles wörtliche Offenbarung ihres Gottes Jahwe, dem sie nicht zuwiderhandeln dürfen, wenn sie nicht Jahwehs Zorn auf sich laden wollen.

Es wäre interessant zu wissen, wann Erich und Mathilde Ludendorff erstmals den Esausegen in ihren Schriften erwähnten. Der älteste mir bekannte, allerdings nur indirekte, Hinweis darauf stammt aus dem Aufsatz „Wo winkt noch Hoffnung“[18] von Mathilde Ludendorffs aus dem Jahr 1949, wo auf S. 9 davon die Rede ist, sich „‘aufzuraffen und ihr Joch abschütteln‘ zu können, um dereinst wieder ‚frei zu sein‘“, ohne daß dies weiter ausgeführt wird. Sie schreibt jedoch in dem schon erwähnten Aufsatz „Das offene Tor“ (Quell 1959) in Bezug auf die eingangs erwähnte Klage Ludendorffs über den zögerlichen Umgang der Mitkämpfer in Sachen Esausegen: „So mußte ich denn viele Jahrzehnte nach dieser Unterredung [von 1924] immer wieder neu versuchen, die Mitkämpfer im In- und Ausland an das offene Tor zu mahnen […].“. Demnach müßten noch weitere Hinweise aus der Zwischenkriegszeit vorliegen.

Es besteht hier allerdings ein gewisser Widerspruch zu den von Mathilde Ludendorff für die Behauptung, daß das messianische Reich, bereits bestehen würde, angeführten Gründen. Die von ihr genannten Gründe beziehen sich alle auf die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, daher wäre der Esausegen in der Zeit davor noch gar nicht anwendbar gewesen. Wenn man es so ausdrücken würde, daß spätestens mit der Gründung des Staates Israel und der Vereinten Nationen die Weltherrschaft „Jakobs“ errichtet wäre, dann wäre der Sachverhalt stimmig.

Ein historisches Beispiel für die praktische Anwendung des Esausegens

In der Zeitschrift „Der Quell. Zeitschrift für Geistesfreiheit“, Folge 23, 1952, S. 1074 -1076, wurde ein Brief Mathilde Ludendorffs vom 28.8.1952 an die Zeitschrift „Der Weg“ (Buenos Aires) veröffentlicht, in dem u. a. folgende Begebenheit geschildert wird[19]: Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches wurde Mathilde Ludendorff immer wieder „von allen möglichen Sektionen der Demokratie der USA verhört, während die Security Police gar manches Mal mit dem Auto schon vor der Tür stand“ um sie nötigenfalls abzuführen. „So kam denn auch einmal ein Mann, dem der Haß gegen mich nur so aus den Augen sprühte und der mit Hilfe eines sehr starken Stimmaufwandes hoffte, mich verängstigen zu können.“ Sie antwortete ihm: „‚Wenn ich nicht sehr irre, sind sie doch Jude. Und ich möchte darauf wetten, daß Sie ein orthodoxer Jude sind, deshalb begreife ich nicht, weshalb Sie so mit mir verfahren! Sie wissen doch so gut wie ich, daß Isaak der von ihrem Gott Jahweh selbst vor dem Opfertode behütet wurde, in allen seinen Worten so maßgebend und unantastbar ist, wie Gott selbst.‘ – Der Gesichtsausdruck veränderte sich schon ein wenig. – ‚Sie wissen auch, daß sein Sohn Jakob, der sich durch eine List den Segen für Esau erschlich, das jüdische Volk bedeutet. Der Segen, der Jakob den Tau des Himmels, die Fettigkeit der Erde, Korn und Wein in Fülle verheißt und ihm zusagt, daß die Völker ihm dienen müssen und ihm zu Füßen fallen müssen, wird von allen orthodoxen Juden mit Freuden begrüßt und mit Eifer zu Erfüllung geführt. Niemals wird irgendein orthodoxer Jude, also niemals werden auch Sie selbst diesen, die Weltherrschaft verheißenden Segen Jahwehs durch Isaak vergessen!‘ Haß und Groll sind aus dem Gesicht verschwunden, und Spannung, was nun gesagt wird, liegt auf den Zügen. – ‚Gern aber vergessen alle orthodoxen Juden und auch Sie in dieser Stunde den zweiten Segen, den Jahweh durch den Mund Isaaks nun dem Esau gibt, nachdem er die List erkannt hat. Esau ist alles nichtjüdische Volk, das wissen Sie!‘

Sie zitiert nun den Esausegen und fährt dann fort: „Und nun kommen Sie als orthodoxer Jude und wagen es, mir zu drohen und Strafen in Aussicht zu stellen für das, was ich gesprochen und geschrieben habe? Mein Mann und ich haben in der Judenfrage nie ein Wort geschrieben oder gesprochen, das etwas anderes gewesen wäre, als das Abschütteln des Joches Jakobs von unserem Halse, mit dem Ziel, auch Herr zu sein. Wer also erfüllt denn hier die Verheißung, die Jahweh durch Isaak gibt? Nun ich denke doch, der Esau in Gestalt meines verstorbenen Mannes und ich! Und wer wagt es, ihrem Gotte Jahweh zuwiderzuhandeln?‘ Das Gesicht mir gegenüber ist weiß. Der Jude erhebt sich, spricht mit der Stimme bebend die Worte: ‚Ich danke sehr‘, verbeugt sich und verläßt rückwärts gehend den Raum.

Später veröffentlichte Mathilde Ludendorff diesen Text unter der Überschrift „Zwei Zeilen der Bibel retten die Völker„.[20]

In den Veröffentlichungen zum Esausegen ist immer wieder von der „Mobilisierung“ des Esausesgens die Rede. Dieser Ausdruck hat seinen Ursprung in der „Allgemeine Jüdischen Wochenzeitung“ vom 1.5.1953, in der es hieß, Mathilde Ludendorff „würde den Esausegen für uns mobilisieren“.[21]

Erweiterung des Esausegens

Es gibt außer den Juden noch andere Gruppen und Institutionen, die sich (u.a.) auf die Bibel stützen. Dazu gehören z.B. das Christentum, der Islam und die Freimaurerei. Auch sie müssen sich an den Esausegen halten, wollen sie nicht den Zorn ihres Gottes auf sich ziehen.

Ja, dies gilt spätestens seit der Übernahme der Patenschaft für die Sulzbacher Thorarolle durch die wichtigsten staatlichen Amtsträger auch für alle staatlichen Stellen und Behörden der Bundesrepublik Deutschland, wie wir gleich sehen werden.

Die Bedeutung der Patenschaft höchster staatlicher Stellen der BRD über die Sulzbacher Thorarolle

Eine Thorarolle
Eine Thorarolle

Der 27.01. ist der offizielle „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ in der Bundesrepublik Deutschland und im Jahr 2021 wurde „1700 Jahre jüdisches Leben“ in Deutschland gefeiert (321–2021). Am diesem doppelten Gedenktag, dem 27.01.2021, fand im Bundestag ein ganz besonderer Vorgang statt, über den die „Jüdische Allgemeine“ am 22.01.2021 schrieb [22]: „Höhepunkt des Festaktes im Bundestag wird die Fertigstellung einer restaurierten Torarolle sein. Den Abschluss bildet traditionell das Schreiben der letzten Buchstaben – diesmal durch die Repräsentanten der fünf Verfassungsorgane und der jüdischen Gemeinschaft.“ Weiter heißt es: „Die Tora ist Lehre und Gesetz, das Wort Gottes und das Kernstück jüdischer Religion. Die Fertigstellung der restaurierten Rolle nicht in einer internen jüdischen Feierstunde in der Synagoge, sondern in aller Öffentlichkeit im Bundestag, ist daher etwas Besonderes. Für den Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble ist es Ehre und Verpflichtung, wie er sagt: ‚Als Repräsentanten aller Verfassungsorgane bringen wir mit diesem ungewöhnlichen und in dieser Form einzigartigen symbolischen Akt die staatliche Selbstverpflichtung zum Ausdruck, jüdisches Leben in Deutschland zu ermöglichen und zu schützen.‘

Diese Thorarolle von 1793 stammt aus Sulzbach in der Oberpfalz und ist vermutlich die älteste Thorarolle in Süddeutschland.

Auf den offiziellen Seiten des Deutschen Bundestages im Weltnetz heißt es: „Beteiligt an der Fertigstellung der Sulzbacher Torarolle waren die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h. c. Charlotte Knobloch, der Amberger Rabbiner Elias Dray und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster. Außerdem die obersten Vertreter der fünf Verfassungsorgane: Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Bundesratspräsident Dr. Reiner Haseloff und Bundesverfassungsgerichtspräsident Prof. Dr. Stephan Harbarth. Das sei auch ein symbolischer Ausdruck dafür, ‚dass die Verpflichtung, jüdisches Leben zu schützen, eine Grundbedingung unseres Staates ist‘, sagte Bundestagspräsident Schäuble.“ [23] An anderer Stelle heißt es ergänzend: „Rabbiner Shaul Nekrich vollendete als Sofer (jüdischer Schreiber) die letzten Buchstaben der Tora im Andachtsraum des Reichstagsgebäudes.

Schäuble sprach in seiner Feierrede u.a. folgende Worte[24]:

  • Wir erneuern heute unsere Verpflichtung gegenüber dem deutschen Judentum in einer besonderen Zeremonie. Die Repräsentanten unseres Staates werden zum Abschluss der heutigen Gedenkstunde die Patenschaft für die restaurierte Torarolle der einstigen jüdischen Gemeinde von Sulzbach übernehmen. Ein jüdischer Schreiber wird die letzten Buchstaben der Tora im Andachtsraum des Deutschen Bundestags vollenden.
  • Wir verpflichten uns damit, jüdisches Leben in Deutschland vor Angriffen zu schützen; […]. Zugleich bekennen wir uns zu einer Zukunft, in der Juden in Deutschland ihr Jüdisch-Sein offen, sicher und sichtbar in unserer Mitte leben.

Eine Patenschaft ist die (einseitige) Übernahme einer Fürsorgepflicht (Wikipedia). Laut Schäuble ist damit die staatliche Verpflichtung verbunden, jüdisches Leben in Deutschland zu schützen und „Jüdisch-Sein“ zu ermöglichen, mit anderen Worten, ein Leben im Einklang mit den biblischen Geboten zu führen. Das bedeutet vordergründig zunächst einmal, ganz im Sinne einer einseitigen Verpflichtung, daß alle staatlichen Stellen und Behörden den Jakobsegen, also die Weltherrschaft der Juden, unterstützen müssen. Die Patenschaft wurde aber für die ganze Thora übernommen und nicht nur für den Jakobsegen, d.h. alle staatlichen Stellen sind damit verpflichtet, auch den nichtjüdischen Völkern im Sinne des Esausegens gerecht zu werden! Sie müssen alles unterlassen was die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht der Völker gefährdet und müssen alles dafür tun, damit diese gewährleistet sind.

Mißverständnisse zum Esaussegen

Auf Grundlage des Gesagten können nun auch zwei häufig gehörte Einwände gegen die Anwendung des Esausegens entkräftet werden.

Der erste Einwand lautet: „Ich glaube nicht an die Bibel, was also geht mich der Esausegen an?“ Die Antwort: Kein Nichtjude muß an die Bibel glauben, wenn er sich auf den Esausegen beruft. Entscheidend ist, daß mächtige Vertreter aus dem Judentum und dem sich daraus abgeleiteten Christentum, Islam und Freimaurertum daran glauben und sich daran halten müssen. Der Esausegen bezieht sich zwar auf eine Stelle in der Bibel, aber es ist eine Stelle, mit der auch Menschen einverstanden sein können, die nicht an die Bibel glauben, weil diese Stelle ein friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben beider Gruppen möglich macht.

Der zweite Einwand lautet: „Esau wurde von einer jüdischen Mutter geboren und ist daher Jude. Ich bin aber Nichtjude, daher kann ich mich nicht mit Esau gleichsetzen.“ Dieser Einwand übersieht, daß es hier nicht um eine tatsächliche biologische Verwandtschaft geht, sondern um Symbolik. Entscheidend ist, daß aus orthodoxer jüdischer Sicht Esau mit den Nichtjuden und Jakob mit den Juden gleichzusetzen ist.

Abschließende Bemerkung

Es wurde in dieser Abhandlung ausdrücklich darauf hingewiesen, daß das Inkrafttreten des Esausegens voraussetzt, daß Nichtjuden in ihrem Abwehrkampf gegen das Joch Jakobs nicht ihrerseits Unrechtstaten an den Juden begehen dürfen. Es geht einzig und alleine darum, auch frei zu sein. Da in diesem Aufsatz mehrfach auf das Ludendorffsche Schrifttum verwiesen wurde, ist an dieser Stelle zur Vermeidung von Mißverständnissen trotzdem ein Hinweis angebracht. Dazu zitieren wir aus der schon erwähnten Schrift „Überstaatliche Mächte und Völkerfreiheit“ von Oberst a.D. Walter Leon von 1953 (S. 7):

Wenn wir daher beispielsweise von der ‚Weltmacht Juda‘ sprechen, so meinen wir weder das jüdische Volk, noch den einzelnen Juden als Angehörigen dieses Volkes oder als Rassepersönlichkeit, sondern meinen lediglich die bewußten Träger der aus der jüdischen Glaubenslehre stammenden imperialistischen Idee des Judentums, insbesondere die entsprechende Führung. Träger dieser Idee sind aber bei weitem nicht alle Juden, es können dagegen sehr wohl – bewußt oder unbewußt – auch Menschen anderer Völker und Rassen, z.B. über die Freimaurerei werden. Und das gleiche gilt sinngemäß vom Katholizismus in Verbindung mit der Weltmacht Rom und vom Boschewismus in Verbindung mit Moskau.“[25]

Der Wert eines Menschen hängt nicht von seiner Abstammung ab!

Und noch ein letzter Hinweis: Die Forderung einen moralisch sauberen Abwehrkampf zu führen, entspricht zwar dem Esausegen, sie besteht aber auch unabhängig davon, weil sie sich zwingend aus der Philosophie Mathilde Ludendorffs ableitet.

Weiterführende Schriften zum Esausegen

  • Matthias Köpke hat viel Material u.a. zu den Themen Ludendorffbewegung, Judentum, Christentum und Esausegen zusammengetragen. Ihm danke ich für viele hilfreiche Hinweise. Seine Netzseite: https://esausegen.de. Viele Schriften von ihm sind auf https://archive.org zu finden, z.B.: https://archive.org/details/kopke-matthias-rechtsgutachten-zur-impfpflicht-2022. Es gibt auch einige Youtube-Videos
  • Roland Bohlinger: U.a.: „Denkschrift auf der Grundlage des geltenden Vökerrechts und des im Alten Testment verkündeten Jakob- und Esausegens …“ in Freiheit und Recht Folge 5, 2002), https://archive.org/details/DenkschriftAufDerGrundlageDesGeltendenEsausegen/BohlingerRoland-DenkschriftAufDerGrundlageDesGeltendenVlkerrechtsUndImAltenTestamentVerkndetenJakob-UndEsausegensVerlagFrGanzheitlicheForschung/

Selbstverständlich nimmt der Verfasser dieses Aufsatzes den Esausegen gemäß 1. Mose 27, 40 für sich in Anspruch.

Quellennachweise

[1] Ludendorff, M. (1959): Unantastbare Abwehr. – Der Quell, Folge 9, 393-395. https://archive.org/details/KoepkeMatthiasDasOffeneTor2.Auflage2017 (14.01.2023)
[2] Ludendorff, M. (1958): Das offene Tor. – Der Quell, Folge 24, 1105-1108. https://archive.org/details/KoepkeMatthiasDasOffeneTor2.Auflage2017
[3] „Aus einem Briefe Dr. Mathilde Ludendorffs“, abgedruckt unter der Überschrift „Noch einmal der Esau-Segen“ in einem Sonderdruck des Quell, Folge 23, 1952 (zusammen mit einem weiteren Brief Mathilde Ludendorffs („Jüdischer Glaube gestaltet Realpolitik“). Im Weltnetz: https://www-dweb-cors.dev.archive.org/download/Dr.MathildeLudendorffFlugblattZumEsausegenJuedischerGlaubeGestaltetRealpolitik./Dr.MathildeLudendorff-JuedischerGlaubeGestaltetRealpolitikDerEsausegenInDeutscherEnglischerRussischerSprache.pdf (03.01.2023)
[4] Begriffe: Die fünf Bücher Mose werden auch als Thora (auch Tora) oder Pentateuch genannt. Sie bilden den ersten Teil des Tanachs (der hebräischen Bibel)
[5] Alle Bibelzitate nach der Lutherbibel von 1912 (https://www.bibel-online.net/buch/luther_1912/), 03.01.2023

[6] Interessanterweise fehlt in der Lutherbibel von 2017 der Satzteil „daß du auch ein Herr sein [wirst]“ (https://www.bibleserver.com/LUT/1.Mose27), (03.01.2023)
[7] „WiBiLex – Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet.“ Im weiteren Sinn gehören auch David und die Söhne Jakobs dazu. https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/erzeltern/ch/64422191fde9a3566b019a7c9b923284/ (05.01.2023)
[8] Gemeint ist Rebekka
[9] Der Quell, Folge 13, 09.07.1953, S. 609. https://archive.org/details/kopke-matthias-denkschrift-warum-soll-unsere-naturliche-welt-…-5.-aufl.-internetausgabe/mode/2up. S. 64 (13.01.2023)
[10] https://www.netiv.net/rod-reuven-bryant-bio/. Er gründete die Organisation „NETIV Virtual Torah Learning for Noahides“, an der auch mehrere Rabbiner beteiligt sind und deren Ziel es ist, daß sich alle Juden an die Gesetze der Thora halten, während für die Nichtjuden die 7 Gesetze Noahs gültig sein sollen. Diejenigen Nichtjuden, die sich daran halten, werden auch als gerechte Noachiden oder gerechte Nichtjuden bezeichnet.
[11] Video von Achim Klein „Schlaglicht 33-1: Die Noachiden und die Reinigung von Edom“ mit Verweisen auf die Originalquelle. https://www.youtube.com/watch?v=SvJvegk0EwA&list=PLSqnJtOutw9oc_Lr2PIqjVL3xM6T61cer&index=42 (13.01.2023)
[12] Das historische Edom lag in Transjordanien.
[13] vgl. Bibellexikon: https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/esau-2/ch/163e80078d755d7a4ce55ce1c63df0e0/ (04.01.2023)
[14] Der Quell. Zeitschrift für Geistesfreiheit“, Folge 23, 1952, S. 1074 -1076., S. Fußnote 3
[15] Siehe Fußnote 3
[16] Eine weitere Quelle für die Anerkennung des Jüdischen Weltkongresses durch die UNO konnten wir nicht finden.
[17] Als Quelle für diese Aussage zur Herkunft der Steine wird in dem Brief „JTA“ genannt, womit vermutlich die jüdische Nachrichtenagentur „Jewish Telegraphic Agency (JTA)“ gemeint ist, die ihren Sitz in New York hat. Ein Datum ist nicht angegeben. Eine Suche in derem Online-Archiv blieb erfolglos.
[18] Ludendorff, M. (1949): Wo winkt noch Hoffnung? – In: Mitteilungen aus dem religiösen Leben. Ernting 1949, 1-20.
[19] Der Quell. Zeitschrift für Geistesfreiheit“, Folge 23, 1952, S. 1074 -1076. S. Fußnote 3
[20] Bohlinger, R. (2006): Das Ende der Verschwörung gegen Deutschland. – In: Freiheit und Recht, Folge 12-15, S. 176. https://archive.org/details/BohlingerRolandDasEndeDerVerschwoerungGegenDeutschlandFreiheitUndRecht2006Verlag (05.01.2023)
[21] Leon, W. (1953): Überstaatliche Mächte und Völkerfreiheit. Eine Auseinandersetzung grundsätzlicher Art im Geiste Erich Ludendorffs. – Verlag Hohe Warte, 24 S.
[22] https://www.juedische-allgemeine.de/religion/eine-tora-im-bundestag/ (04.01.2023)
[23] https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2021/kw04-gedenktag-reportage-818192 (05.01.2023)
[24] laut Schäuble ist es seit dem 19. Jahrhundert durchaus üblich, daß nicht-jüdische Amtsträger, „von Bürgermeistern bis zu Staatsoberhäuptern“, Paten für Torarollen sind. Ob jemals die gesamte Spitze eines Staates eine solche Patenschaft übernommen hat?
[25] Leon, W. (1953): Überstaatliche Mächte und Völkerfreiheit. Eine Auseinandersetzung grundsätzlicher Art im Geiste Erich Ludendorffs. – Verlag Hohe Warte, 24 S.

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