Psychologie

Induziertes Irresein – Wie man gesunde Seelen krank macht

Seelisch Kranke können ihre Erkrankung auf einen seelisch Gesunden übertragen. Dies ist ein lange bekanntes Phänomen in der Psychiatrie. Als Schülerin des großen Psychiaters Emil Kräpelin hat die spätere Nervenärztin und Philosophin Mathilde Ludendorff dessen Erkenntnisse erweitert und auf die Gefahren durch die verschiedenen Psychotechniken hingewiesen, mit denen unbewußt oder gezielt die Menschen seelisch krank gemacht werden. Ihr 1933 erschienenes Werk „Induziertes Irreein durch Occultlehren“ ist, bei aller Zeitgebundenheit, auch heute noch von großer Bedeutung.

Seelisch Kranke können ihre Erkrankung auf einen seelisch Gesunden übertragen. Dies ist ein lange bekanntes Phänomen in der Psychiatrie. Es ist unter verschiedenen Bezeichnungen in der Fachliteratur beschrieben. Früher wurde es oft als „induziertes Irresein“ bezeichnet. Die internationale Klassifikation der Krankheiten ICD-10 spricht von „induzierter wahnhafter Störung“. Sind nur zwei Personen betroffen ist auch der Begriff „Folie à deux“ gebräuchlich.

Kennzeichnend ist stets, daß ein Geistesgesunder von einem Geisteskranken sozusagen „angesteckt“ wird. Er kann seine Psychose auf einen Gesunden übertragen. Nach dem heutigen psychiatrischen Fachschrifttum kommt dies in der Regel nur bei Familienmitgliedern oder eng zusammenlebenden Personen vor. Mitunter jedoch auch bei größeren Gruppen („psychische Epidemie“).

Mathilde Ludendorff war Schülerin des großen Psychiaters Emil Kräpelin (1856 – 1926), der sich eingehend mit dem induzierten Irresein befaßt hat. In Erweiterung seiner Erkenntnisse hat sie insbesondere auf die unheilvolle Rolle der Okkultlehren im weitesten Sinn hingewiesen und in ihrem Buch „Induziertes Irresein durch Occultlehren“ (Erstauflage 1933 unter dem Titel „Geheime Wissenschaften? Induciertes Irresein durch Occultlehren“ veröffentlicht).

Das Werk ist, trotz seiner Zeitgebundenheit, heute mehr denn je von höchster Bedeutung. Es zeigt, wie die suggestive religiöse Erziehung von Kindesbeinen an bis ins Erwachsenenalter seelische Veränderungen hervorruft, die die Menschen für seelenschädigende Einflüsse anfällig machen. Sie werden so leichter Opfer für Wahnlehren, die in unterschiedlichstem Gewand daherkommen können (Religionen, Sekten, politische Ideologien, Okkultlehren, Parapsychologie, usw.). Dabei muß die krankheitsauslösende Person nicht zwingend selbst erkrankt sein. Durch Anwendung gezielter Psychotechniken kann auch ein Gesunder einen anderen Gesunden seelisch schwer schädigen.

Eine übersichtliche Zusammenfassung von Mathilde Ludendorffs Buch ist die kleine Schrift „Das »induzierte« oder künstlich ausgelöste Irresein“ von Dr. med. Gunther Duda. Einige Auszüge daraus

„Das „induzierte Irresein“ ist eine künstlich ausgelöste Geisteskrankheit. Es entsteht, wenn es gelingt, Seelenzustände echter Geisteskrankheiten bei ursprünglich gesunden hervorzurufen, a) als Trugwahrnehmung, b) Willensschwächung oder gar Lähmung, c) trügerische Allgemeinempfindung, d) Unfähigkeit, auf dem von den Suggestionen gelähmten Gebiet logisch zu denken und sich zu korrigieren oder e) glaubensgelenktes Handeln. (…)

Die Mittel, einen Mitmenschen künstlich, „psychotechnisch“ irre zu machen, heißen Suggestion, Hypnose sowie Angst- und „Schreckneurosen“. Außerdem sind Symbolik, Übungen (Yoga), schwachsinnige oder gar geisteskranke Lehren zu nennen. Das alles, gegebenenfalls verstärkt durch halluzinatorische Gifte (LSD, Haschisch) oder besondere „Musik“ (monoton-rhytmisch) sind Wegbereiter für das Krankmachen der Menschenseele.“

Einige Beispiele für geschwächte Seelen- oder Bewußtseinsfähigkeiten, bei denen man, je nach Ausprägung, von einem „induziertes Irresein“ sprechen kann:

Wahrnehmen
„Wer Stimmen hört, Marienerscheinungen hat, Geister und Gespenster sieht sowie Hexen und Dämonen, sich als Spiritist und Hellseher bezeichnet, der muß als Wahrnehmungskranker bezeichnet werden.“

Denken
Hier ist das weite Gebiet des Okkultismus bis weit hinein in die Religionen mit Himmel und Hölle- sowie Teufelsvorstellungen zu nennen. Darüber hinaus sind Vertreter von Alchemie, Mystik, Magie, Parapsychologie, Anthroposophie, Wünschelruten- und Erdstrahlen-Glauben, Astrologie, Amulett- und Symbolikglauben, PSI-vorstellungen (Telekinese z.B.), Hexenkult, Wunderheilungen, aber auch die religiösen Fundamentalisten, die Pfingstbewegten und und und … entweder genuin oder „angesteckt“ irre. (…)

Wille
Auch hier wäre die jesuitische Willenslähmung an vorderster Stelle zu nennen. »Gerade, als wenn sie ein Leichnam wären, der sich überall hintragen läßt«, wie »ein Stück Stock eines Greises« oder »Seien wir also so, als wären wir gänzlich tot«, das sind die entsprechenden Suggestionen.“ (bei der Dressur des Novizen, des zukünftigen Jesuiten).

Fühlen
Liebe und Haß werden in den ideologisch-religiösen Wahnsystemen ebenfalls mißbraucht und oft krank gemacht. Die Jugendsekten unserer Zeit beweisen, wie »grenzenlos« aber grundlos hier geliebt und gehaßt werden kann, die Gurus, den Bhagwan und umgekehrt die Eltern, Freunde, Volk und Heimat.“

Quellen:

Dr. med. Mathilde Ludendorff (1970): Induziertes Irresein durch Occultlehren. – Pähl: Franz v. Bebenburg. 158 S. Erstauflage 1933. Erhältlich beim Verlag Hohe Warte

Dr. med. Gunther Duda: „Das »induzierte« oder künstlich ausgelöste Irresein“. – Pähl: Verlag Hohe Warte. 18 S. Hier im PDF-Format

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