Weihnachtabend
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war′ s; durch alle Gassen scholl
Der Kinderjubel und des Markts Gebraus.
(…)
„Geb. am 14. September 1817 zu Husum, studierte seit 1837 in Kiel und Berlin die Rechtswissenschaft, wurde 1842 Rechtsanwalt in seiner Vaterstadt, mußte in Folge seiner Beteiligung an der deutschen Bewegung 1853 seine Heimat verlassen, ward Assessor in Potsdam, dann Kreisrichter in Heiligenstadt, wurde 1864 von seinen Landsleuten zurückgerufen und zum Amtsrichter in Husum ernannt und zog sich 1880 nach Hademarschen zurück, wo er am 4. Juli 1888 starb. Storm ist einer der bedeutendsten deutschen Lyriker und Erzähler. Seine Themen sind vor allem Zauber und Gewalt der Natur, Innigkeit der Liebe, die Abgründe der menschlichen Seele sowie Einsamkeit und Vergänglichkeit des Lebens. Storms Lyrik ist im wesentlichen bis 1852 entstanden.“
(Aus: Hausbuch deutscher Dichtung. Hrsg. Bund für deutsche Schrift und Sprache e.V. 2008)
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war′ s; durch alle Gassen scholl
Der Kinderjubel und des Markts Gebraus.
(…)
Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
ein milder Stern herniederlacht.
Vom Tannenwalde steigen Düfte
und hauchen durch die Winterlüfte,
und kerzenhelle wird die Nacht.
(…)
Größer werden die Menschen nicht,
doch unter den Menschen
größer und größer wächst
die Welt des Gedankens.
Strengeres fordert jeglicher Tag
von den Lebenden.
(…)